Krankheiten und andere Wehwehchen

Wenig erforscht

Über Krankheiten bei Achatschnecken ist leider recht wenig bekannt. Aber einige Probleme, wie Gehäuseschäden oder Futterverweigerung lassen sich ergründen, bzw. lassen sich "reparieren". Weiter unten findet ihr Infos zu Gehäuseschäden, Problemen bei der Futteraufnahme, Verletzungen beim Weichkörper etc..

Durch Tierärzte und Labore können aber auch infektiöse Erkrankungen untersucht werden. Schildkrötenhaltern ist sicherlich die jährliche Kotprobe bekannt - dies kann auch bei Achatschnecken gemacht werden. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit dem Veterinärlabor exomed in Berlin gemacht. Tierarzt Malek Hallinger hat einen tollen Artikel mit dem Thema "Infektiöse Erkrankungen und deren Diagnose bei Achatschnecken aus Sicht des Tierarztes" für Über die Schneck zusammengestellt.

Infektiöse Erkrankungen und deren Diagnose bei Achatschnecken aus Sicht des Tierarztes
Autor: Malek Hallinger, Tierarzt, Zusatzbezeichnung Reptilienkrankheiten,
Geschäftsführer exomed GmbH - Veterinärlabor
Einleitung
Wirbellose Tiere (Invertebraten) spielen als Haustiere eine immer größer werdende Rolle, hiermit wächst auch für TierärztInnen der Aufgabenbereich immer weiter an und wird zur Herausforderung. Zu den Gastropoden gehören ca. 60.000 Spezies, sowohl terrestrische als auch aquatische Schnecken. Die Große Achatschnecke (Achatina fulica, syn. Lissachatina fulica) spielt als Haustier eine herausragende Rolle und wird immer populärer. Interessant ist, dass sie ursprünglich aus Ostafrika stammt, aber mittlerweile eine weitverbreitete sog. „invasive Spezies“ in Asien, Ozeanien und Amerika ist. Hier konnte Sie sich verbreiten, weil sie als Lebensmittel und als Haustier gehalten wurde. Insofern ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Tieren sehr wichtig! Ein Freilassen der Tiere sorgt für ökologische, gesundheitliche und landwirtschaftliche Gefahren und sollte tunlichst unterlassen werden. Nichtsdestotrotz soll hier ein Fokus auf die Gesunderhaltung von Achatschnecken gelegt werden. Bei Gastropoden, zu denen auch Achatschnecken gehören, sind diverse infektiöse Erkrankungen beschrieben: Unter anderem virale, mikrobiologische (Bakterien und Pilze) und - von besonders großer Bedeutung - parasitäre Erkrankungen. In der tiermedizinischen Fachliteratur werden häufig nur Gastropoden (v.a. Abalonen) behandelt, die entweder der Lebensmittelgewinnung dienen oder von wirtschaftlichem Interesse sind (Perlmuttgewinnung!).
Bakterielle Erkrankungen
Unter bakteriellen Erkrankungen kommen beispielsweise Aeromonaden vor, die bei Achatschnecken sogenannte „leucodermic lesions“, also Hautläsionen verursachen. So kann es zu Aufhellung der Epidermis in den betroffenen Bereichen kommen. Es finden sich Veränderungen häufig am Fuß oder an den Tentakeln. In extremen Fällen kann es auch zur sogenannten „Tuberkelbildung“ kommen. Jedoch fehlen zu anderen Bakterien auf diesem Gebiet, speziell zu Achatschnecken, fundierte wissenschaftliche Daten. Sicherlich lassen sich jedoch Hautveränderungen der Tiere, unserer Erfahrungen zufolge, nicht selten auf eine bakterielle Infektion zurückführen und auch gut mit Antibiotika behandeln.
Parasitäre Erkrankungen
Leider fehlen für Achatschnecken in Deutschland auch hier fundierte wissenschaftliche Daten, um eine Angabe zur Häufigkeit von parasitären Erregern zu geben. Jedoch ist aus persönlicher Erfahrung ein (teilweise dem Halter unbekannter) Befall mit Innenparasiten der Schnecken nicht selten: Häufige Parasiten bei Achatschnecken sind die sogenannten Rhabditiden: Rhabditella axei, Rhabditis terricola, Cruznema sp. und Pristionchus entomophagus. Diese Würmer (Nematoden) sorgen bei den Tieren für erhebliche Gesundheitsrisiken und können teilweise zu klinischen Symptomen (Durchfall, Anorexie, Gewichtsverlust, Apathie, uvm.) führen. Wichtig ist zu wissen, dass Achatschnecken als Zwischenwirte für diverse Parasiten/Würmer, die teilweise auch für den Mensch infektiös sind, fungieren können (Aelurostrongylus abstrusus, Angiostrongylus cantonensis, Angiostrongylus costaricensis, Schistosoma mansoni, Hymenolepis spp., und Fasciola hepatica). Besonders erst zu nehmen ist, dass Achtschnecken als Wirte für den auch für den Menschen gefährlichen Ratten-Lungenwurm (Angiostrongylus cantonensis) fungieren, der beim Menschen das Krankheitsbild der „eosinophilen Meningoencephalitis“ hervorruft. Diese parasitär bedingte Hirnhautentzündung wird weltweit durch Achatschnecken verbreitet und spielt zurzeit vor allem eine Rolle in Asien und Amerika. Man nennt die Erkrankung auch Angiostonyliasis: Die Larven des Rattenlungenwurms wandern nach der Infektion in Richtung Zentrales Nervensystem (Rückenmark und Gehirn) und sorgen dort für eine Entzündungsreaktion: betroffene Menschen leiden beispielsweise unter Kopfschmerzen, Nackensteifheit oder Muskelschwäche. Der natürliche Endwirt von Angiostongylus sind Nagetiere (v.a. Ratten), Mollusken (u.a. Schnecken) fungieren als Zwischenwirte. Schnecken können sich über die Aufnahme von Larven in Rattenkot infizieren, in den Schnecken entwickelt sich dann der Parasit weiter. Leider können auch Menschen und andere Haustiere sich durch Schmierinfektionen (z.B. durch das Essen von mit Schneckenschleim kontaminiertes Gemüse) oder Ingestion von infizierten (ungekochten) Schnecken anstecken. Erkrankungen, die vom Menschen auf das Tier oder umgekehrt übertragbar sind nennt man Zoonosen. Deshalb ist es ungemein wichtig, auch Schnecken die als Haustier gehalten werden regelmäßig parasitologisch untersuchen zu lassen, um das Tier, aber auch sich selbst zu schützen. Bei der Haltung von Achatschnecken sollte die Hygiene großgeschrieben werden (Entsorgen von nicht-gefressenem Futter, Tragen von Handschuhen beim Arbeiten im Terrarium, regelmäßiges Entfernen der Exkremente, usw.), auch wenn der Rattenlungenwurm in Deutschland derzeit noch eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint! Berichte aus Spanien (z.B. Mallorca, Teneriffa) liegen jedoch vor. Besonders zu beachten ist, dass eine infizierte Achatschnecke tausende L3-Larven vom Rattenlungenwurm in sich tragen kann. Von vielen wissenschaftlichen Autoren wird Sie als der Hauptvektor für die weltweite Verbreitung des Rattenlungenwurms angesehen.
Wie untersucht man Achatschnecken auf Krankheitserreger
Prinzipiell können Achatschnecken gut in unserem Labor auf diverse Pathogene untersucht werden. Für die eingesandte Probe erhalten Sie von uns einen veterinärmedizinischen Befund sowie eine Behandlungsempfehlung: Für eine Mikrobiologische Untersuchung (Untersuchung auf Bakterien und Pilze) reicht es beispielsweise einen Abstrich-Tupfer über betroffene Läsionen zu streichen. Zu achten ist darauf, dass es sich um einen sterilen Tupfer mit Medium (sog. AIMES-Medium) handelt. Zur Untersuchung auf Endoparasiten („Innenparasiten“) kann der Kot der Tiere untersucht werden. Die Proben müssen möglichst frei sein von Beimengungen wie Bodensubstrat, Zellstoff, Watte und ähnlichem, da diese Beimengungen die Untersuchungen erschweren oder gar verfälschen können. Die Probe sollte so frisch wie möglich zur Untersuchung gelangen. Um ein Austrocknen der Probe zu verhindern, empfiehlt es sich, wenige Tropfen Leitungswasser zuzufügen und diese in ein „Kotröhrchen“ zu überführen. Eine Kühlung oder Ähnliches ist nicht notwendig, die Proben überstehen problemlos 2-3 Tage in der Post. Es empfiehlt sich, die Tiere während der Vorbereitung auf die Trockenruhe zu untersuchen (März-August), sodass eine adäquate Therapie durchgeführt werden kann und für diese genügend Zeit bleibt. Zu den Untersuchungen auf Ektoparasiten („Außenparasiten“) oder ausgeschiedener Würmer, usw. sollten diese möglichst von der Schnecke abgesammelt und in hochprozentigem Alkohol oder Formalin (4-7 %) konserviert werden. Diese können dann langfristig gelagert werden und auch mit der Post versandt werden.
Für Anfragen zu unserem Angebot und den Einsendemodalitäten steht Ihnen unser Laborpersonal während der Telefonzeiten gerne zur Verfügung, sollten Sie uns nicht erreichen kontaktieren Sie uns gerne per Mail: Montag bis Freitag: 9:00 – 14:00 Uhr; Telefon: +49 30 51067701; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Quellen:
BARRATT, J. et al. (2016). Angiostrongylus cantonensis: A review of its distribution, molecular biology and clinical significance as a human pathogen. Parasitology, 143(9), 1087-1118. doi:10.1017/S0031182016000652
Roxanna Smolowitz In: Invertebrate Medicine. Ed: Gregory A. Lewbart. Chapter 6 Gastropods. P. 101-107
Graeff-Teixeira C, da Silva AC, Yoshimura K. Update on eosinophilic meningoencephalitis and its clinical relevance. Clin Microbiol Rev. 2009;22(2):322–348. doi:10.1128/CMR.00044-08
Willard W. Dean, Albert R. Mead, William T. Northey,Aeromonas liquefaciens in the giant African snail, Achatina fulica, Journal of Invertebrate Pathology,Volume 16, Issue 3,1970,Pages 346-351,ISSN 0022-2011,https://doi.org/10.1016/0022-2011(70)90150-3.
Carlos Graeff-Teixeira, Expansion of Achatina fulica in Brazil and potential increased risk for angiostrongyliasis, Transactions of The Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene, Volume 101, Issue 8, August 2007, Pages 743–744, https://doi.org/10.1016/j.trstmh.2007.03.012
Thiengo SC, Simões Rde O, Fernandez MA, Maldonado A Jr. Angiostrongylus cantonensis and rat lungworm disease in Brazil. Hawaii J Med Public Health. 2013;72(6 Suppl 2):18–22.
d'Ovidio Dario, Nermut Jirí, Adami Chiara, Santoro Mario Occurrence of Rhabditid Nematodes in the Pet Giant African Land Snails (Achatina fulica) Frontiers in Veterinary Science 6;2019;88 https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fvets.2019.00088/full
Kontakt:
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Haltungsparameter überprüfen

Kommt es zu Verhaltensveränderungen sollte überprüft werden, ob die Luftfeuchte und Temperatur stimmen.Ist evtl. Schimmel im Becken vorhanden? Oder sind unerwünschte Mitbewohner unterwegs?

Meine Achatschnecke frisst nichts mehr...

Dies kann mehrere Gründe haben:

Ist das Futter der Schnecke bekannt?
Achatschnecken fressen zwar fast alles, es kommt jedoch oft vor, dass neues Futter erst mal links liegen gelassen wird. Es hat sich gezeigt, dass man dieses Futter mehrfach anbieten sollte und sich die Schnecken nach und nach darüber hermachen - meine mochten anfangs keine Tomaten! Und jetzt bleibt nichts mehr davon übrig!
Frisst die Schnecke schon länger nicht mehr?
Falls die Schnecke zwischendurch ein paar Tage nichts frisst, braucht man sich keine Sorgen machen. Dieses Verhalten ist normal. Frisst eine Schnecke jedoch wochenlang schon nichts mehr, kann sie krank sein. Man sollte ihr dann ihr Lieblingsfutter anbieten - direkt vor die "Nase" setzen, sie auch warm baden und beobachten, ob sich danach etwas tut. Zur Nahrungsaufnahme kann man Schnecken nicht zwingen.
Wie alt ist die Schnecke?
Ältere Tiere fressen bevor sie sterben meist weniger. Auch hier gilt: das Lieblingsfutter anbieten.

 

Gehäuseschäden

durch Abstürze:
Stürzt eine Schnecke im Terrarium oder Becken ab und landet ungünstig, kann es vorkommen, dass sie sich leichte bis schwere Gehäuseschäden zuzieht. Auch beim Herausnehmen ist deshalb Vorsicht geboten, dass die Schnecke nicht hinunterfällt. Kleinere Risse oder Löcher im Gehäuse kann die Schnecke ohne Probleme selbst reparieren. Wichtig ist, dass ihr immer genügend Kalk, in Form von Sepiaschale, angeboten wird. Wird der Wachstumsrand beschädigt, ist auch das in den meisten Fällen kein Problem - die Schnecke baut einfach wieder nach.
Bei größeren Schäden am Gehäuse, bei denen auch innere Organe verletzt wurden, stehen die Chancen, dass es die Schnecken überleben leider oft schlecht. Aber auch bei solchen Schäden kann/sollte man helfen, indem man das Loch oder den Riss mit Klarsichtfolie vorsichtig bedeckt und diese am restlichen Gehäuse festgeklebt. So verhindert man ein Austrocknen der Schnecke. Wichtig ist, dass das Klebeband nicht mit den Organen/dem Körper in Verbindung kommt! Absolut notwendig ist eine regelmäßige Kalkgabe, damit die Schnecke nach Möglichkeit selbst reparieren kann.
durch zu geringe Kalkzufuhr:
Bei zu geringer Gabe von Kalk, kann es dazu kommen, dass Schnecken anfangen an ihren eigenen Häuschen oder denen ihrer Artgenossen herumzuknabbern. Ein Verblassen des Gehäuses muss nicht immer auf zu wenig Kalk zurückgeführt werden, aber oft liegt hier die Ursache.

 

Wachstum

Wenn man ganze Gelege schlüpfen lässt, sind meist 1-2 Schnecken dabei, die einfach nicht wachsen wollen und klein bleiben. In freier Natur würden diese Schnecken nicht lange leben, aber bei den "guten" Bedingungen im Terrarium kommen sie nunmal durch - die natürliche Auslese kommt hier nicht so stark zum Tragen. Sie fressen auch normal, wie ihre Geschwister Kalk und anderes Futter. Zusätzliche Kalkgaben nützen meist nichts. Manche dieser Zwerge werden trotzdem sehr alt, andere sterben innerhalbe weniger Monate.

Wachsen jedoch mehrere Schnecken eines Geleges nicht, liegt es womöglich daran, dass Kalk zum Gehäusebau fehlt oder die Schnecken nicht genügend Mineralien übers Futter bekommen.

 

 

Weichkörper

Der Weichkörper wirkt schlaff
Normalerweise wirkt der Weichkörper einer Schnecke zwar "weich", aber doch sehr muskulös. Ein auch wenig-erfahrener Schneckenhalter wird den Unterschied schnell bemerken. Die Gründe hierfür sind entweder in der Haltung (zu wenig Futter, zu trocken) zu suchen, im Alter der Schnecke oder bei einer Krankheit (hierüber ist leider noch nicht sehr viel bekannt).
Verletzungen des Weichkörpers
Durch Verbrennungen oder scharfe Gegenstände kann der Weichkörper einer Schnecke verletzt werden. Viel kann man nicht tun, aber ein Bad in Kamillentee tut der verletzten Schnecke sehr gut und beruhigt die Wunde. Auch ist es sinnvoll bei einer größeren Verletzung die Schnecke seperat in ein kleineres Becken auf Küchenpapier o.Ä. setzen, damit kein Schmutz in die Wunde kommen kann. Die Schnecke behält meist eine helle Narbe zurück. Bei kleineren Verletzungen kann es sein, dass sich die Narben nach gewisser Zeit wieder "normale" Farbe annehmen.

 

Zurückziehen ins Gehäuse

Zieht sich eine Achatschnecke immer weiter in ihr Häuschen zurück, kann dies an den Haltungsbedingungen liegen. Eine Veränderung der Werte im Terrarium kann oft Abhilfe schaffen. Jedoch sterben die meisten Schnecken, die einmal angefangen haben sich zurückzuziehen, binnen mehrerer Wochen - so ergeht es jedenfalls den meisten Schneckenhaltern, die ich kenne.

 

Mantelkollaps

Der Mantel einer Schnecke schützt den Eingeweidesack im Inneren des Gehäuses vor Verdunstung. Immer wieder berichten Achatschneckenhalter von dem sogenannten Mantelkollaps. Hierbei löst sich der Mantel vom Gehäuse. Die betroffenen Schnecken haben große Mühe ihre Häuschen zu tragen und bewegen sich daher nur noch wenig. Auch das Zurückziehen des Weichkörpers ins Häuschen funktioniert meist nicht mehr.

Mögliche Ursachen
Bisher ist noch unklar, wie es zu diesen Vorfällen kommt. Es gibt mehrere Vermutungen hierzu: Hängt sich eine größere Schnecke an das Häuschen einer anderen, wird durch das Gewicht der Mantel verletzt. Altersschwäche (Muskelschwund) wäre ebenfalls denkbar.
Was tun?
Am besten setzt man die Schnecke in einen kleineren Behälter, damit sich andere nicht mehr an ihr Häuschen hängen können und sie selbst weniger Klettermöglichkeiten hat. Feuchtigkeit ist jetzt ganz wichtig, damit das Tier nicht austrocknet. Leider sind bisher die meisten Schnecken, die einen Mantelkollaps hatten, gestorben. Löst sich der Mantel nur wenig ab, haben die Schnecken eine größere Überlebenschance.